Schweiz – Grösste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten
Öffentliche Finanzen: Schuldenanstieg wegen Coronakrise
2019 war die Finanzlage der öffentlichen Haushalte erfreulich positiv. Bund, Kantone und Sozialversicherungen erzielten hohe Überschüsse. In den beiden Folgejahren 2020 und 2021 werden die öffentlichen Finanzen der Schweiz als Folge der Covid-19-Pandemie die grösste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zu überwinden haben und tief rote Zahlen schreiben. Die Bruttoschulden der öffentlichen Haushalte dürften deshalb deutlich ansteigen. Im internationalen Vergleich bleibt die Schuldenquote aber tief.
Mit einer Überschussquote von 1,4 % des Bruttoinlandprodukts (BIP) erreichten die öffentlichen Haushalte 2019 das beste Ergebnis seit 2008. Bund, Kantone und Sozialversicherungen erzielten Überschüsse, wobei der Bund mit 0,8 % den höchsten Saldo auswies. In den beiden Folgejahren 2020 und 2021 hinterlassen die Covid-19-Pandemie und die Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen deutliche Spuren in den öffentlichen Finanzen. 2020 führen hohe Steuerausfälle beim Bund und stark steigende Ausgaben in den meisten Teilsektoren zu einem Defizit von 2,6 % des BIP.
Angesichts der Pandemiesituation wurden ausserordentliche finanzpolitische Massnahmen insbesondere auf Bundes-, aber auch auf Kantonsebene ergriffen. Die Kosten dieser Massnahmen beliefen sich auf rund 17 Milliarden Franken.
Aufgrund der langanhaltenden zweiten Welle der Pandemie wurden auch für das laufende Jahr 2021 umfangreiche Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen beschlossen (u.a. Härtefallmassnahmen von Bund und Kantonen)
Für den Gesamtstaat
dürften diese Massnahmen fast 23 Milliarden erreichen. Angesichts der gleichzeitig rückläufigen Fiskalerträge, allen voran bei den Kantonen und Gemeinden, bleibt damit die Belastung für die öffentlichen Haushalte sehr hoch. Das Defizit dürfte beim Gesamtstaat voraussichtlich auf 3,5 % des BIP zu liegen kommen.
Angesichts dieser hohen Defizite muss 2020 und 2021 in allen Teilsektoren mit einem starken Anstieg der Verschuldung gerechnet werden. Die Schuldenquote, gemessen an der Fremdkapitalquote, dürfte 2021 45,7 % des BIP erreichen. Bei der Maastricht-Schuldenquote ist ein Anstieg auf 30,2 % zu erwarten. Im internationalen Vergleich bleibt die Schuldenquote der Schweiz trotz dem Schuldenanstieg auf einem tiefen Niveau. Die öffentlichen Finanzen der Schweiz sind dank dem Schuldenabbau vor der Coronakrise nach wie vor in einer soliden Verfassung.
Risiken: Die grössten Unsicherheiten für die öffentlichen Finanzen bestehen in Bezug auf den weiteren Verlauf der Pandemie. Sollten die Schweiz oder ihre wichtigsten Handelspartner von weiteren Pandemiewellen getroffen werden, die einschneidende Massnahmen nach sich ziehen, könnte sich die Finanzlage der öffentlichen Haushalte weiter eintrüben.
Im Gegenzug könnten die Defizite geringer ausfallen, wenn bei einem günstigen Verlauf der Pandemie die Schutzmassnahmen und die umfangreichen wirtschaftlichen Hilfen früher beendet werden könnten.
Die Finanzstatistik der Eidgenössischen Finanzverwaltung (EFV) veröffentlicht mit dieser Publikation die provisorischen Resultate für das Jahr 2019 sowie Prognosen für die folgenden fünf Jahre über die Finanzlage der öffentlichen Haushalte (Bund, Kantone, Gemeinden und öffentliche Sozialversicherungen). Die definitiven Resultate des Jahres 2019 werden für alle Staatsebenen im September 2021 publiziert.
EFV